Über die Bundesfachstelle

Die Erforschung linker Militanz bzw. linker Radikalität hat in der universitären Landschaft lange Zeit nur geringen Niederschlag gefunden. Allenfalls schlaglichtartig wurden aktuelle und historische Strukturen, Ideologeme, Debatten, aber auch Radikalisierungs- und Eskalationsdynamiken im Feld sich als linksradikal verstehender Gruppierungen zum Gegenstand wissenschaftlicher Analyse. Dem gegenüber steht eine mediale und politische Debattenlage, die nicht minder schlaglichtartig und punktuell, aber bisweilen analytisch wenig abgesichert, über linke Radikalität debattiert.

Grund genug in der Tradition von Politikwissenschaft als Demokratiewissenschaft tiefer in das Analysefeld einzutauchen, Wissensbestände abzusichern und diese nicht nur öffentlich zu vermitteln, sondern auch zwischen den vielen Akteuren im Analysefeld zu vermitteln und jenseits von Alarmismus und Affirmation linke Radikalität und linke Militanz als Teil gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse greifbar zu machen und zu problematisieren.

Vor diesem Hintergrund nahm die zum 1. Juli 2017 am Institut für Demokratieforschung der Georg-August-Universität Göttingen eingerichtete Bundesfachstelle ihre Arbeit auf. Dabei stehen wir vor der Herausforderung, dass das Forschungsfeld einerseits schwer zugänglich ist, da Akteur*innen kein Interesse an einer wie auch immer gearteten »Kooperation« verspüren, und es andererseits sowohl wissenschaftlich als auch politisch außerordentlich polarisiert.

Die Bundesfachstelle Linke Militanz wird im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben! Demokratie fördern – Vielfalt gestalten – Extremismus vorbeugen« vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Mit »Demokratie leben!« fördert das BMFSFJ seit 2015 zivilgesellschaftliches Engagement für ein vielfältiges und demokratisch verfasstes gesellschaftliches Zusammenleben.

In den Handlungsbereichen Kommune, Land und Bund werden nachhaltige Strukturen gefördert, während rund 150 Modellprojekte innovative Ansätze für die drei Ziele des Programms entwickeln und erproben: Förderung der Demokratie, Gestaltung der gesellschaftlichen Vielfalt und Extremismusprävention. Mit Beginn der neuen Förderperiode fungieren wir seit Januar 2020 als Kompetenzzentrum im Handlungsbereich Bund.

Unsere Arbeit umfasst sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung und politische Bildung sowie die Vernetzung und den Austausch mit den bundesweit verteilten Modellprojekten des Phänomenbereiches.