Verschwörungstheorien in phänomenübergreifender Perspektive vor dem Hintergrund der aktuellen Coronakrise

Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Corona-Pandemie fand die diesjährige Fachtagung der Bundesfachstelle Linke Militanz zum vorstehenden Thema digital statt.

Das Ziel, konzeptionelle und begriffliche Überlegungen zum Phänomen Verschwörungstheorie zu diskutieren, dessen Ausformungen in den Phänomenbereichen (linker) Antisemitismus, Rechtsextremismus und Linksradikalismus zu betrachten sowie sich über politisch-präventive bzw. bildungspraktische Ansätze austauschen, folgte der primären Maßgabe der Veranstaltung, wissenschaftliche Expert*innen aus unterschiedlichen Disziplinen und Praktiker*innen aus der politischen Bildungsarbeit in einen informativen und konstruktiven Dialog treten zu lassen.

Die phänomenübergreifende Perspektive zielte insbesondere auf die Aufklärung über die im Zusammenhang der Corona-Proteste geäußerte Querfront-These. Zugleich wurden die aktuellen Demonstrationen der sogenannten Querdenker*innen berücksichtigt.

Im ersten von Tom Pflicke (Bundesfachstelle Linke Militanz) moderierten digitalen Panel diskutierten nach jeweils kurzen Input-Referaten Prof. Dr. Michael Butter (Universität Tübingen), Prof. Dr. Caroline Heinrich (Universität Wien) und Dr. Eva Marlene Hausteiner (Universität Bonn) das Phänomen der Verschwörungstheorie mit Blick auf begriffliche Differenzierungen, d.h. in Abgrenzung zu Varianten wie Verschwörungsmythos/-ideologie/-narrativ, als auch ganz konkret in Hinblick auf Verschwörungstheorien in der gegenwärtigen Corona-Pandemie.

Im zweiten von Dr. Jens Gmeiner (Bundesfachstelle Linke Militanz) moderierten Panel erfolgte die empirische Konkretisierung des Phänomens Verschwörungstheorien in den drei genannten Phänomenbereichen. Dr. Martin Kloke (Politikwissenschaftler & Publizist) referierte detailliert über antisemitische Verschwörungsmythen, Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber (Hochschule des Bundes) explizierte historisch informiert den Zusammenhang von Verschwörungsmythen/-ideologien und Rechtsextremismus. Schließlich präsentierten Tom Pflicke und Michael Lühmann (beide Bundesfachstelle Linke Militanz) ihre ersten Befunde zum linken Verschwörungsdenken im Kontext der gegenwärtigen Corona-Pandemie.

Da sich die Bundesfachstelle Linke Militanz gleichermaßen der Erforschung des Linksradikalismus wie der Aufklärung darüber in der politischen Bildungsarbeit widmet, war es dem dritten von Prof. Dr. Monika Oberle (Bundesfachstelle Linke Militanz) moderierten Panel vorbehalten, Ansätze der politischen Bildung im Kontext von Verschwörungstheorien zu präsentieren bzw. zu diskutieren. Aus Erfahrungen in der eigenen Präventions- und Bildungsarbeit schöpfend, stellte einleitend Saba-Nur Cheema (Bildungsstätte Anne Frank) in ihrem Referat die Frage: »Wie Verschwörungstheorien begegnen? Ansätze für die politische Bildung und Zivilgesellschaft.«

Anlässlich der Tagung hat die Bundesfachstelle Linke Militanz eine kommentierte Linkliste zum Thema Verschwörungstheorien erstellt.

Unser herzlicher Dank für das große Interesse, den vielfachen Input und die erhellenden Diskussionen gilt allen Referierenden und Teilnehmenden aus Wissenschaft und Praxis.

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